Je niedriger der soziale Status, desto wahrscheinlicher sind Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit
Jeder zehnte Elternhaushalt ist derzeit von Arbeitslosigkeit betroffen - in 9% aller Haushalte ist ein Elternteil derzeit arbeitslos, in 1% beide Eltern. Wer weiterhin Arbeit hat, wer von zuhause arbeiten kann, wer zur Kurzarbeit angemeldet wurde und wer den Job verloren hat, hängt ursächlich mit der gesellschaftlichen Position vor der Krise zusammen. Während in der ArbeiterInnenschicht 23% in Kurzarbeit und 11% arbeitslos sind, sind unter Eltern, die sich z.B. der oberen Mittelschicht zugehörig fühlen, nur 0,3% arbeitslos und 19% befinden sich in Kurzarbeit.
Auch die Nutzung vom Home-Office unterscheidet sich, je nach Bildungsstand: Unter AkademikerInnen arbeiten mehr als zwei Drittel (67%) im Corona-bedingten Homeoffice. Hingegen sind es bei Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss nur 11% - hier müssen 55% der Eltern wie immer zum Arbeitsplatz reisen.
Home-Office führt nicht zu besserer Vereinbarkeit: Eltern arbeiten weniger und nachts
Die Frage der Kinderbetreuung ist vor allem für jene Eltern belastend, die nicht von zuhause aus arbeiten können. Aber auch vielen Eltern im Home-Office fällt es schwer, Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung miteinander zu vereinbaren. Jeder fünfte befragte Elternteil arbeitet nun häufiger früh morgens, abends oder am Wochenende, jeder Zehnte sogar nachts, um trotz Kinderbetreuung Zeit für Erwerbsarbeit zu finden.
Der Großteil der Eltern (55%) musste aufgrund der Krise die Arbeitszeit reduzieren, im Durchschnitt um fast 10 Stunden von 35 auf 26 Stunden pro Woche. Frauen senken ihre Erwerbsarbeit um ein Drittel auf 19 Stunden pro Woche, Männer um rund ein Viertel auf 31 Stunden.
Kinderbetreuung: Mehr als 10.000 Kinder bei Oma und Opa
Die Betreuung durch die Großeltern ist zwar stark zurückgegangen (von 29% vor der Krise auf nur noch 4%), jedoch entsprechen 4% immer noch rund 10.000 Kindern, die Ende April von ihren Großeltern betreut werden mussten (vor allem in ländlichen Regionen). Die öffentliche Betreuung wurde nur in Ausnahmefällen genutzt. Die meisten Eltern betreuen ihre Kinder nun selbst. 11% aller Eltern sagen, sie müssen ihre Kinder derzeit einen Teil des Tages auch unbetreut Zuhause lassen, unter AlleinerzieherInnen sind es 17%.
Mütter weiterhin hauptverantwortlich für die Kinderbetreuung
Die Coronakrise hat nicht zu einer gerechteren Aufteilung der Verantwortung für die Kinderbetreuung geführt. In der aktuellen Krise haben zwar 23% der Väter die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung übernommen, dies vor allem in jenen Haushalten, in denen die Männer derzeit zuhause sind und die Frauen weiterhin ihrer Arbeit auswärts nachgehen müssen. Mütter bleiben in 42% aller Haushalte hauptverantwortlich für die Betreuung ihrer Kinder.
Mehr als die Hälfte der Mütter sehr stark belastet
Fast die Hälfte (46%) der befragten Eltern gibt an, dass die derzeitige Situation sie sehr stark belastet. Die Belastungen sind jedoch nicht gleich verteilt: Während Männer zu 40% angeben, unter der derzeitigen Situation zu leiden, sind es unter Frauen bzw. Müttern 51%. Das liegt nicht daran, dass Mütter die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben grundsätzlich negativer bewerten: Vor der Krise haben Mütter die Vereinbarkeit sogar positiver gesehen als ihre Partner, aktuell ist es umgekehrt.
Ausblick auf den Sommer: jede/r Vierte vor großen Problemen
Die Hälfte der Eltern hat für die Kinderbetreuung Urlaubstage verbraucht, dies betrifft vor allem Doppelverdiener-Haushalte und Beschäftigte ohne Möglichkeit auf Home-Office. Jedes vierte Elternteil schätzt deshalb, im Sommer nicht genug Urlaubstage für die Kinderbetreuung zu haben. Ebenso viele wissen nicht, wie sie die durchgängige Betreuung der Kinder im Sommer leisten sollen. Fast die Hälfte gibt an, sich keine externe Betreuung im Sommer leisten zu können, in der ArbeiterInnenschicht sind es 59%, unter Alleinerziehenden 71%